27 Apr. 2024  17:00 - 18:00   Festkonzert |
 28 Apr. 2024  15:00 -    Käpt'n Noah und die vergessenen Holzwürmer |
 09 Mai 2024  10:00 -    Gottesdienst Christi Himmelfahrt |
 02 Juni 2024  14:30 -    Konzert Gospelchor Jahnsbach |
 01 Juni 2024  10:00 - 13:00   Gemeindefest 200 Jahre Lutherkirche |
KIRCHENNACHRICHTEN
April 2024 und Mai 2024
für die Gemeinde Waldenburg, mit den Orten Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel, Oberwinkel/Ebersbach
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
(1.Petrus 3,15)
Liebes Gemeindeglied,
als ich in meiner Ausbildung zum Pfarrer war, hatten wir zahlreiche Kurse.
Bei einem dieser Kurse wurde ein Vertreter des „Christlichen Hospizdienstes Dresden e. V.“ eingeladen. Er erzählte uns von seiner spannenden Arbeit, in der er sterbende Menschen begleitet und versuchte, ihnen das Sterben und den Tod möglichst angenehm zu gestalten.
Zweifelsohne ein wichtiger Dienst und für mich eine große Zuversicht, dass es Menschen gibt, die diese schwere Aufgabe übernehmen.
Etwas an diesem Gespräch ist mir aber bitter in der Erinnerung geblieben.
Wir konnten, nachdem er uns seine Arbeit vorgestellt hatte, auch Fragen stellen. Ein Kollege von mir fragte den Mann vom Hospizdienst, was er den sterbenden Menschen sagt, was nach dem Tod passieren würde.
Die Antwort, war für uns alle überraschend. Der Mann sagte ungefähr „ich lasse die Sterbenden erzählen, was sie denken, was passiert und kommentiere das nicht weiter“. Wir bohrten weiter nach: „was, wenn der Sterbende wissen will, was sie glauben?“.
Wir bekamen sehr vage Antworten und man merkte, dass es dem Vertreter des Christlichen (!) Hospizdienstes sehr unangenehm war, diese Frage zu beantworten.
Er wollte nicht – weder uns noch den Sterbenden - sagen, was er glaubt, was nach dem Tod passiert.
Das war für uns als angehende Pfarrer eine schwierige Erfahrung: jemand, der regelmäßig Sterbende vor sich hat, erzählt diesen nichts von der Hoffnung, die uns gegeben ist. Wenn er es schon nicht tut, wer dann?
Der Monatsspruch für April erinnert uns daran, dass wir alle aufgerufen sind, von dieser Hoffnung – von der guten Aussicht für unseren Tod zu erzählen. Da heißt es:
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. (1 Petr 3,15).
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: wie werde ich denn bereit dazu?
Vielleicht geht es euch ja auch so wie dem Vertreter des Hospizdienstes und es fällt euch schwer, davon zu erzählen.
Die Antwort auf diese Frage erhalten wir leichter, wenn wir die Frage etwas verändern zu: „Was hindert mich denn daran, von dieser Hoffnung zu erzählen?“.
Was ich aus meiner Erfahrung gelernt habe ist, dass es oftmals viel Scheu gibt, über diese Dinge zu reden, weil man Angst hat, sich angreifbar zu machen oder in eine unangenehme Situation zu kommen. Man hat Angst, als merkwürdig oder rückständig eingestuft zu werden.
Die Bibel nennt das „Menschenfurcht“ und warnt uns davor, Angst vor dem Urteil anderer Menschen zu haben.
Ich selbst erlebe es aber immer wieder, dass Menschen regelrecht darauf brennen, zu hören, was Jesus uns sagt, was nach dem Tod mit uns passieren wird. Nämlich dass alle, die an ihn glauben, auferstehen zu einem herrlichen und wunderschönen ewigen Leben mit Gott.
Das ist die herrliche Botschaft, die vom leeren Grab zu uns gerufen wird. Das ist Ostern. Das ist unsere Hoffnung.
Und wie jede gute Nachricht wartet sie darauf, auch weitergesagt zu werden.
Ich wünsche Euch und mir den Mut dazu!
Euer Pfarrer Matthäus
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KIRCHENNACHRICHTEN
Februar 2024 und März 2024
für die Gemeinde Waldenburg, mit den Orten Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel, Oberwinkel/Ebersbach
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
(1. Korinther 16, 14 – Jahreslosung 2024)
Liebe Gemeinde!
„Liebe – und dann tue, was du willst.“ Dieser Ausspruch geht auf den Kirchenlehrer und Bischof Augustinus (354-430) zurück. Er sagt damit: wenn dein Handeln von der Liebe geprägt ist, kannst du eigentlich nichts falsch machen. Das klingt plausibel, bedarf aber einer Klärung.
Kaum ein Wort wird in der christlichen Welt häufiger gebraucht als das Wort Liebe. Aber es ist ein abgegriffenes Wort, und nicht alle meinen das Gleiche, wenn sie dieses Wort aussprechen. Die meisten bringen es mit einem Gefühl in Verbindung – und leiten dann daraus die Empfehlung ab: Höre auf dein Herz. Aber das greift hier zu kurz.
Bei der Liebe, von der Paulus im Wort der Jahreslosung redet, handelt es sich nicht in erster Linie um ein Gefühl, sondern um eine Entscheidung. Unsere Gefühle sind instabil. Sie ändern sich schnell. Nur gefühlte Liebe wird sich unweigerlich abkühlen, wenn sie wenig zurückbekommt. Eine Entscheidung dagegen gilt auch dann, wenn mal eine schwierige Phase zu bewältigen ist; wenn Enttäuschungen und Verletzungen passiert sind. Erst in solchen Situationen zeigt sich, ob es echte Liebe ist oder nur eine oberflächliche Gemütsregung.
Liebe ist eine Sache der Entscheidung, aber auch der Übung. Die größte Herausforderung bei der Jahreslosung besteht wahrscheinlich in dem Wort „Alles“. Alles soll in Liebe geschehen, auch die ganz alltäglichen Tätigkeiten, über die wir kaum tiefer nachdenken. Da gibt es einiges zu üben.
Die wichtigste Übung besteht nicht darin, dass wir uns anstrengen und versuchen, mit aller Kraft liebevollere Menschen zu werden. Es geht nur so: hin zur Quelle, immer wieder hin zur Quelle der Liebe, zu dem lebendigen Gott, dessen Liebe grundlos, bedingungslos und grenzenlos ist; empfangen und tanken, und dann: alles in Liebe geschehen lassen - und staunen, welche weltbewegende Kraft die Liebe ist.
Ich wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen für das neue Jahr und grüße Sie mit einem Liedvers von Theo Lehmann:
Gottes Liebe geht auf über dir, Gottes Liebe geht auf über dir. Selbst ein Stein wird warm, wenn die Sonne ihn bescheint. Selbst ein Stein wird warm, wenn die Sonne ihn bescheint.
Ihr Pfarrer Ulrich Becker
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KIRCHENNACHRICHTEN
Dezember 2023 und Januar 2024
für die Gemeinde Waldenburg, mit den Orten Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel, Oberwinkel/Ebersbach
Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitest hast vor allen Völkern.
(Lukas 2,30-31)
Liebe Gemeinde!
im Internet gibt es einen Trend, an den mich die Monatslosung erinnert hat.
Menschen stellen dort ihre sogenannte „Bucket List“ vor. Dieser Name ist abgeleitet von der englischen Redewendung „kick the bucket“, die wiederum „sterben“ bedeutet.
Es sind also Dinge, Unternehmungen, die man vor seinem Ableben noch erleben möchte.
Diese Listen sind auf sehr unterschiedliche Lebensbereiche bezogen. Manche wollen finanzielle Freiheit erreichen; andere besondere Reiseziele besuchen; wieder andere wollen besonders schöne und einprägsame Erfahrungen mit den Menschen machen, die sie lieben.
Manchmal kann so eine Liste helfen, sich im Leben zu verorten. Wo stehe ich, was habe ich schon und was will ich noch erreichen? Was würde bei Dir stehen?
Die Erfüllung einer solchen Bucket List und die Freude darüber, ist Teil des Monatsspruchs für Dezember. Es geht hier um den alten Simeon. Ihm wurde gesagt, dass er nicht sterben werde, bis er nicht „den Heiland“ gesehen hat.
Als nun das Jesusbaby an ihm vorbei getragen wird, ruft er laut: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel“ (Lk 2, 29-32).
Heiland ist ein altes Wort und heißt so viel wie „Heilsbringer“ oder einfach derjenige, der die Welt wieder in Ordnung bringt, der macht, dass es Menschen wieder gut geht.
Simeon wollte diesen Heilsbringer sehen; er wollte wissen, wer das ist. Dass hat ihm die Ruhe gegeben, dass er sagen konnte: jetzt kann ich befriedigt sterben.
Ich finde, das ist ein durchdachtes und sinnvolles Ziel für das Leben: Ich möchte bevor ich sterbe, diesen Menschen kennen lernen, von dem Bibel und die überwiegende Mehrheit der Menschen sagen, durch ihn ist die Welt in Ordnung gekommen und durch ihn ist auch mein Leben so geworden, dass ich zufrieden sein kann.
Und das führt mich zu einer anderen Liste, die auch in diesen Tagen oft Beachtung findet. Die Liste mit den guten Vorsätzen fürs neue Jahr.
Dort hält man auch für sich Dinge fest, damit das Leben wieder in Ordnung kommt. Anliegen durch die wir wieder in die richtige Spur kommen.
Wenn wir uns Simeon zum Vorbild nehmen, wäre ein guter Vorsatz dafür: ich möchte in diesem Jahr Jesus Christus besser kennen lernen.
Da kann man sich gute, konkrete Anliegen vornehmen:
z. B. Ich möchte in diesem Jahr mal das Lukasevangelium intensiv durchlesen. Oder: Ich möchte in diesem Jahr jeden Tag früh ein Gebet sprechen oder ich will den Gottesdienst dieses Jahr ganz regelmäßig besuchen. All das sind Möglichkeiten, Jesus besser kennen zu lernen und damit seine Kraft, die Ordnung und Zufriedenheit gibt, in mein Leben lassen.
Ich kenne niemanden, der das getan hat und dessen Leben sich nicht spürbar zum Positiven verbessert hat.
Probiert’s aus!
Euer Pfarrer Matthäus
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KIRCHENNACHRICHTEN
Oktober und November 2023
für die Gemeinde Waldenburg, mit den Orten Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel, Oberwinkel/Ebersbach
Liebe Gemeinde!
Auf den Sonntag folgt der Montag. Am Sonntag hören wir Gottes Wort. Wir hören, was Gott uns schenkt, was er uns zutraut und was er von uns erwartet. Wenn es gut geht, bewahren wir im Herzen, was wir gehört haben. Manchen Gedanken können wir sofort zustimmen, bei anderen haben wir Fragezeichen. Und dann kommt der Montag. Da zeigt sich, ob der Sonntag eine nachhaltige Wirkung hatte oder nicht; ob das Gehörte zur Tat wird oder nur ein Gedankenspiel bleibt. „Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst“, schreibt Jakobus.
Es genügt nicht, sich in der Bibel auszukennen. Ich muss das, was ich verstanden habe, auch tun. Gottes Wort zielt darauf, dass unser Leben dadurch geformt und verändert wird. Das Wort nur zu hören und dann auf sich beruhen zu lassen, bringt uns nicht weiter.
Es ist wie bei einem Chor. In den Noten stehen klare Angaben, wie sich der Komponist das Werk gedacht hat. Und der Chorleiter wird seinen Sängerinnen und Sängern einschärfen: „Bitte macht genau das, was dasteht.“ Eigentlich ist das eine
Selbstverständlichkeit. Im Chor heißt das konkret: Wenn piano dasteht, singe ich leise; wenn forte dasteht, singe ich kräftig; wenn crescendo dasteht, werde ich allmählich lauter; wenn eine halbe Note dasteht, halte ich sie genau zwei Schläge aus. Natürlich muss dann noch die Feinarbeit dazukommen – das genaue Umsetzen der Zeichen des Chorleiters während der Aufführung. Aber es ist schon viel gewonnen, wenn alle machen, was dasteht. Wenn das nicht klar ist, braucht man mit der Feinabstimmung, mit der differenzierten Ausgestaltung des Werkes gar nicht erst anzufangen.
Wenn Chorsänger nicht machen, was dasteht, dann kommt es womöglich nicht zu jener kunstvollen Harmonie, die dem Tonschöpfer vorschwebte, als er die Noten zu Papier brachte. Wenn Christen nicht machen, was dasteht, dann wird aus ihrem Leben wahrscheinlich nicht das Kunstwerk entstehen, dass der Schöpfer aller Dinge ursprünglich vor Augen hatte.
Es liegt am „Eigentlich“ - an dem Wissen, aus dem keine Taten folgen. Eigentlich ist mir meistens klar, was jetzt gut und richtig wäre – aber mir fallen tausend Gründe ein, die Finger davon zu lassen. Das Bewährungsfeld des Glaubens beginnt am Montag.
Jesus ermutigt uns, seinen Worten zu vertrauen und ihnen zu folgen. Er sagt: „Wer meine Worte hört und nach ihnen handelt, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.“ (Matthäus 7, 24)
Es grüßt sie herzlich
Ihr Pfarrer Ulich Becker
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August und September 2023
für die Gemeinde Waldenburg, mit den Orten Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel, Oberwinkel/Ebersbach
Liebes Gemeindeglied,
als ich ein Kind war, ist meine Familie jeden Sommer in den Wanderurlaub gefahren. Ich muss ehrlich sagen, dass mich die Touren mit meinen kurzen Beinchen immer ziemlich angestrengt haben. Vor allem, wenn es heiß war und die Sonne auf den baumlosen Abschnitten unermüdlich auf uns runter prasselte.
Meine Mutter hat mir berichtet, dass ich dann, sobald ich eine Bank sah, sagte: „eine Bank – mein Freund!“. Und da hab ich mich dann schnell hingesetzt.
Die Bank war vor allem dann gut und geeignet, wenn sie im Schatten lag. Hier konnte man sich kurz ausruhen und die Kühle des Schattens genießen.
„Schatten“ hat manchmal einen negativen Klang, aber gerade in den immer heißeren Sommern, die wir erleben, weiß man Schatten wirklich zu schätzen.
In unserem wunderschönen Pfarrgarten, den wir immer mehr zu lieben lernen, sind wir auch gerade dabei auszukundschaften, wo wann welche Stelle einen schattigen Platz als Schutz vor der Tageshitze bereithält, damit wir dort dann unsere Gartenmöbel aufstellen können.
Dieses Bild des „schattigen Plätzchens“ verwendet auch der Monatsspruch vom Monat August. Interessanterweise wird hier der Schatten aber nicht von Gebäuden oder Bäumen verursacht, sondern von einer Person – nämlich von Gott. Da heißt es:
„Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich“ Psalm 63, 8.
So wie man in der Hitze einen ruhigen und kühlen Ort sucht, so geht es doch oft auch im Leben.
Unser Alltag ist oftmals schnell, heiß und unentspannt. Die Sehnsucht nach einem Ort der Ruhe, Kühle und Lebensfreundlichkeit ausstrahlt, ist groß.
Was uns der Psalmvers sagen will, ist: es gibt diesen Ort.
Er ist bei Gott. Gott kann mir eine Zuflucht geben, die mich aus dem brennenden und fordernden Alltag rausholt.
Wie komme ich zu diesem Ort?
Viele Christen nutzen für sich die sogenannte „Stille Zeit“. Das ist eine bestimmte Zeitspanne am Tag (die man sich vorher festlegt!), an der man sich bewusst Zeit für Gott nehme. Vielleicht so 20min. Da liest man langsam und in Ruhe einen Vers oder einen kleinen Abschnitt in der Bibel und kommt mit Gott ins Gespräch.
Als Vater dreier kleiner Kinder und mit einem viel fordernden Beruf gesegnet, weiß ich, wie schwierig es ist, sich solche Zeiten zu nehmen. Als regelmäßiger Beter weiß ich aber auch, wie wertvoll und unersetzbar diese Zeiten sind. Sie können einem heiß gelaufenen Kopf kühlende Frische in die Gedanken bringen und in lauten Zeiten ein ruhiges Herz machen.
Probiert es einfach mal aus!
Eine gesegnete Sommerzeit, einen erholsamen Urlaub und ruhige Momente wünscht
Pfarrer Albrecht Matthäus
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August und September 2023
für die Gemeinde Waldenburg, mit den Orten Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel, Oberwinkel/Ebersbach
Monatsspruch für den Monat Juli: Jesus Christus spricht: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“
Matthäus 5, 44-45
Liebes Gemeindeglied,
dieser Satz von Jesus enthält eine der größten Herausforderungen im ganzen Neuen Testament. Jesus sagt es selbst: die zu lieben, mit denen man sich gut versteht, ist keine Kunst. Das macht jeder so. Feindesliebe dagegen ist etwas anderes. Viele halten das für eine Zumutung; für eine Utopie, die in der Realität nicht haltbar ist.
Sicher ist dieser Satz nicht als Leitfaden für Verhandlungen mit Kriegsverbrechern zu verstehen. Jesus spricht über das alltägliche Miteinander; über Konflikte, wie sie im Zusammenleben immer wieder vorkommen. Da soll sich unser Umgang miteinander unterscheiden von dem, was normalerweise üblich ist.
Das ist schwierig genug. Wir sind geprägt von der Logik: „Tust du mir weh, tu ich dir weh.“ Denken wir an die, die uns am meisten verletzt haben: an Freunde, die uns im Stich ließen; an den Kollegen, der Vertrauliches weitersagte; den Vorgesetzten, der uns übersehen hat; den Partner, der uns enttäuscht, vielleicht betrogen hat. Du tust mir weh, also tu ich dir weh. Wir sind so gebaut, dass schon Kleinkram unseren Durst nach Vergeltung weckt.
Jesus redet in der Bergpredigt über unsere zwischenmenschlichen Beziehungen – ein kompliziertes Thema. Und er bringt es in einen direkten Zusammenhang mit unserer Beziehung zu Gott. Er sagt damit: Gott kann nicht dein Freund sein, wenn du in Feindschaft mit einem Mitmenschen lebst. Umgekehrt: Jede überwundene Feindschaft, jeder friedlich gelöste Konflikt bringt uns dem Reich Gottes näher; macht uns zu Kindern des Vaters im Himmel.
Was aber, wenn der andere wirklich mein Feind ist? Woher sollen wir dann die Kraft nehmen, auf Vergeltung zu verzichten und den zu lieben, der uns mit bösen Absichten gegenübertritt? Wie soll das gelingen: Du tust mir weh, aber ich werde dir nicht weh tun? Meint Jesus, wir sollen uns wie Dummköpfe verhalten? Meint er, wir sollen uns in keinem Fall wehren? Lass dich ausnutzen, ohne dich abzugrenzen und zu schützen? Geh jedem Konflikt aus dem Wege, gib immer nach?
Nein, Jesus schreibt hier nicht ein neues Bürgerliches Gesetzbuch für Fromme, sondern er öffnet das Bilderbuch des Reiches Gottes. Er zeigt uns die Alternativen zu dem, was üblich ist. Er sagt: Lasst es auf den Versuch ankommen – mit meiner Kraft, mit der Leitung meines Geistes.
Die Bergpredigt, das Bilderbuch des Reiches Gottes, zeigt uns, was bei Gott gilt, und was wir herbeirufen, wenn wir beten: Dein Reich komme, dein Wille geschehe. Jetzt schon soll es anfangen, immer wieder und vielleicht auch immer öfter, bis es sich schließlich ganz durchsetzt.
Jesus möchte, dass wir in unserem Alltag die Chancen erkennen, starke und kreative Botschafter seines Reiches zu sein.
Da treffe ich den, der mir wehgetan hat: den schwierigen Kollegen; den, der mich belogen hat; den, mit dem ich schon lange kein vernünftiges Wort mehr gewechselt habe.
Und Jesus sagt nicht: Ihr müsst ab jetzt beste Freunde werden. Aber er sagt: Deine Ehre, deine Sicherheit, dein Schutz liegt in Vaters Händen. Deshalb segne und fluche nicht. Sprich und schweige nicht. Verweigere dich nicht. Reich die Hand und balle sie nicht zur Faust. Streite, aber verletze nicht! Vergib und schlag nicht zurück. Bete für deinen Widersacher. Entscheide dich gegen deine Gefühle und lass das Böse ins Leere laufen. Du hast die Chance, jetzt schon zu leben, was im Himmel sowieso gilt und ewig gelten wird. Das bedeutet es, ein Kind des Vaters zu sein.
Mit herzlichen Segenswünschen
Ihr Pfarrer Ulrich Becker
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