KIRCHENNACHRICHTEN

August und September 2023

für die Gemeinde Waldenburg, mit den Orten Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel, Oberwinkel/Ebersbach

Monatsspruch für den Monat Juli:      Jesus Christus spricht: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“

 Matthäus 5, 44-45

Titelbild

Liebes GPfarrer Albrecht Mattäusemeindeglied,

dieser Satz von Jesus enthält eine der größten Herausforderungen im ganzen Neuen Testament. Jesus sagt es selbst: die zu lieben, mit denen man sich gut versteht, ist keine Kunst. Das macht jeder so. Feindesliebe dagegen ist etwas anderes. Viele halten das für eine Zumutung; für eine Utopie, die in der Realität nicht haltbar ist. 

Sicher ist dieser Satz nicht als Leitfaden für Verhandlungen mit Kriegsverbrechern zu verstehen. Jesus spricht über das alltägliche Miteinander; über Konflikte, wie sie im Zusammenleben immer wieder vorkommen. Da soll sich unser Umgang miteinander unterscheiden von dem, was normalerweise üblich ist.

Das ist schwierig genug. Wir sind geprägt von der Logik: „Tust du mir weh, tu ich dir weh.“ Denken wir an die, die uns am meisten verletzt haben: an Freunde, die uns im Stich ließen; an den Kollegen, der Vertrauliches weitersagte; den Vorgesetzten, der uns übersehen hat; den Partner, der uns enttäuscht, vielleicht betrogen hat. Du tust mir weh, also tu ich dir weh. Wir sind so gebaut, dass schon Kleinkram unseren Durst nach Vergeltung weckt.

Jesus redet in der Bergpredigt über unsere zwischenmenschlichen Beziehungen – ein kompliziertes Thema. Und er bringt es in einen direkten Zusammenhang mit unserer Beziehung zu Gott. Er sagt damit: Gott kann nicht dein Freund sein, wenn du in Feindschaft mit einem Mitmenschen lebst. Umgekehrt: Jede überwundene Feindschaft, jeder friedlich gelöste Konflikt bringt uns dem Reich Gottes näher; macht uns zu Kindern des Vaters im Himmel.

Was aber, wenn der andere wirklich mein Feind ist? Woher sollen wir dann die Kraft nehmen, auf Vergeltung zu verzichten und den zu lieben, der uns mit bösen Absichten gegenübertritt? Wie soll das gelingen: Du tust mir weh, aber ich werde dir nicht weh tun? Meint Jesus, wir sollen uns wie Dummköpfe verhalten? Meint er, wir sollen uns in keinem Fall wehren? Lass dich ausnutzen, ohne dich abzugrenzen und zu schützen? Geh jedem Konflikt aus dem Wege, gib immer nach?

Nein, Jesus schreibt hier nicht ein neues Bürgerliches Gesetzbuch für Fromme, sondern er öffnet das Bilderbuch des Reiches Gottes. Er zeigt uns die Alternativen zu dem, was üblich ist. Er sagt:  Lasst es auf den Versuch ankommen – mit meiner Kraft, mit der Leitung meines Geistes.

Die Bergpredigt, das Bilderbuch des Reiches Gottes, zeigt uns, was bei Gott gilt, und was wir herbeirufen, wenn wir beten: Dein Reich komme, dein Wille geschehe. Jetzt schon soll es anfangen, immer wieder und vielleicht auch immer öfter, bis es sich schließlich ganz durchsetzt.

Jesus möchte, dass wir in unserem Alltag die Chancen erkennen, starke und kreative Botschafter seines Reiches zu sein.

Da treffe ich den, der mir wehgetan hat: den schwierigen Kollegen; den, der mich belogen hat; den, mit dem ich schon lange kein vernünftiges Wort mehr gewechselt habe.

Und Jesus sagt nicht: Ihr müsst ab jetzt beste Freunde werden. Aber er sagt: Deine Ehre, deine Sicherheit, dein Schutz liegt in Vaters Händen. Deshalb segne und fluche nicht. Sprich und schweige nicht. Verweigere dich nicht. Reich die Hand und balle sie nicht zur Faust. Streite, aber verletze nicht! Vergib und schlag nicht zurück. Bete für deinen Widersacher. Entscheide dich gegen deine Gefühle und lass das Böse ins Leere laufen. Du hast die Chance, jetzt schon zu leben, was im Himmel sowieso gilt und ewig gelten wird. Das bedeutet es, ein Kind des Vaters zu sein. 

Mit herzlichen Segenswünschen

Ihr Pfarrer Ulrich Becker

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