KIRCHENNACHRICHTEN
Juli 2025 und Juli 2025
für die Gemeinde Waldenburg, mit den Orten Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf, Ziegelheim, Niederwinkel, Oberwinkel/Ebersbach
Monatsspruch Juli: Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott. (Philipper 4, 6)
Liebe Gemeinde,
Sorgt euch um nichts! „Wenn das so einfach wäre“, wird mancher seufzen. Wie sich Sorgen anfühlen, wissen wir alle – schön wäre es, wenn wir nur genauso gut darüber Bescheid wüssten, wie man sie loswird.
Das sorgenvolle Fragen kann sich auf vieles richten: auf unsere Gesundheit; auf geliebte Menschen, die verunglücken, vom Weg abkommen oder in ihrer Ehe Schiffbruch erleiden; auf unsere Gemeinde, deren Reserven kleiner werden; auf die Weltlage, die niemand mehr durchschaut, und vieles mehr.
Schon der Apostel Paulus, dem wir diese Zeilen verdanken, hatte tausend Gründe, sich Sorgen zu machen. Er schreibt den Brief an die Gemeinde in Philippi aus dem Gefängnis. Er wartet auf seinen Prozess, und es liegt eine beängstigende Ungewissheit über seiner Zukunft.
Wahrscheinlich gibt es kein Patentrezept, mit dem sich unser Sorgenproblem endgültig lösen lässt. Mit einer geistigen Kraftanstrengung, mit einem heldenhaften Entschluss, sich weniger Sorgen zu machen, werden wir kaum weiterkommen, denn die Sorgen sitzen ja nicht im Kopf, sondern im Herzen – also in einer Tiefe, wo der Verstand gar nicht hinreicht. Deshalb helfen auch gute Argumente nur sehr begrenzt.
Sorge ist so etwas wie eine Aufmerksamkeitsverschiebung: Unser Blick richtet sich auf das Unglück, das schlimmstenfalls über uns hereinbrechen könnte – und wir übersehen dabei, dass es mindestens ebenso viele Gründe gibt, sich zu freuen und dankbar zu sein.
Eine heilsame Übung im Umgang mit den Sorgen könnte sein: Ich schreibe von Zeit zu Zeit etwas auf, für das ich dankbar bin; ich verschließe die Augen nicht vor den wirklichen Problemen, aber ich schaue bewusst auf die Momente, die hell, schön und beglückend waren. So erlaube ich meiner Seele nicht, permanent mit dem möglichen Unglück und den Lasten des Alltags beschäftigt zu sein.
Paulus lenkt unseren Blick weg vom sorgenbeladenen Alltag hin zu dem, der für uns sorgt. Er denkt dabei gewiss an Jesus, der nicht müde wurde, den Jüngern die Fürsorge des Vaters ins Herz zu schreiben. In jeder Lage dürfen wir uns an ihn wenden mit unseren Bitten, mit unserem Dank und natürlich auch mit unseren Sorgen.
In der Waldenburger St.-Bartholomäus-Kirche gibt es seit geraumer Zeit eine Klagemauer, die von vielen Menschen dazu genutzt wird, Sorgen und Bitten vor Gott zu bringen, ähnlich wie es die Juden in Jerusalem tun. Das ist eine Möglichkeit von vielen, mit Sorgen geistlich umzugehen. Wir legen die Dinge, die uns bedrücken, in Gottes Zuständigkeit und vertrauen auf seine Zusage: Nichts kann euch von seiner Liebe trennen. Er hat den Überblick und die Kontrolle, und irgendwann wird sich bestätigen, dass es gut ist, was er tut.
Die Frage, die uns dabei immer beschäftigen wird, heißt: Bis zu welchem Punkt muss ich selbst Verantwortung übernehmen und fürsorglich und vorsorglich das Meine tun? Und wann beginnt es, dass ich die Dinge an Gott abgebe? Das ist nicht die leichteste Lektion in der Schule des Glaubens. Das hat viel mit Übung und geistlicher Reifung zu tun.
Also werde ich zum Arzt gehen und meine Medikamente nehmen, mich auf das Examen vorbereiten und im Autoverkehr vorsichtig sein, die Hausratversicherung abschließen und für die mir anbefohlenen Menschen da sein. Zugleich werde ich all das alles immer wieder dem Vater anvertrauen und ihm zutrauen, dass er Kontrolle und Überblick, Macht und Mittel hat. So wird das Sorgenpäckchen, das mich bedrückt, nach und nach an Gewicht verlieren – ganz gewiss.
Mit herzlichen Segenswünschen
Ihr Pfarrer Ulrich Becker
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